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"Keine Panik": Udo Lindenberg sorgt für heiße Stimmung im Harbig-Stadion in Dresden

20.06.2022

Heiß, heißer, Udo: Panikrocker Udo Lindenberg hat am Sonnabend für ordentlich Stimmung im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion gesorgt.

Dresden. Heiß, heißer, Udo: Vor über 25.000 Fans lieferte Panikrocker Udo Lindenberg nebst Ensemble am Sonnabend ein effektreiches Feuerwerk aus 50 Jahren der eigenen Musikgeschichte. Auf einen Einheizer verzichtete der 76-Jährige. Wozu auch, wenn man Udo Lindenberg ist und den Gästen im Rudolf-Harbig-Stadion ohnehin die Klamotte am Körper klebt. Letzteres hielt den Ausnahme-Rocker freilich nicht davon ab, ordentlich Bumms in die Bude zu bringen.
Schon sein Erscheinen auf der Bühne kann man nur als spektakulär bezeichnen, er entsteigt einem spacig anmutenden Jumbo Jet und geht dann ohne viel Federlesen in den Vollgasmodus über. Warum er dazu einen Anzug gewählt hat, bleibt ein Mysterium, das sich wohl nur mit Stil beantworten lässt. Immerhin bekommen die Fans im Laufe des Konzerts so einige Outfitwechsel zu sehen. Einzig der Hut bleibt davon unberührt und unverrückbar auf des Rockers schweißnassem Haupthaar.

Erste Gänsehaut bei „Cello“

Dass auch ein Lindenberg schwitzt, macht ihn irgendwie menschlicher, vermag allerdings nicht davon abzulenken, dass eine hitzige Diskussion mit meinem inneren Schweinehund darüber entbrennt, was zu tun sei, wenn ich in 36 Jahren auch noch… Ach, lassen wir das. Es ist eh zu warm, findet der Schweinehund, der aber nicht umhin kommt, immer wieder mal mitzutanzen. Schon „Woddy Wodka“ als Starter hat es in sich, die Menge tobt, das Thermometer kracht.

Erste Gänsehaut stellt sich bei „Cello“ ein, das eh immer tolle Stück bekommt ein textliches Dresden-Upgrade verpasst und Unterstützung in Gestalt marilynesker Tänzerinnen an eben diesem Instrument. Ein Kracher. Überhaupt lässt Udo wenig Zweifel daran, dass er sich keinesfalls als Nabel der Welt sieht und hat neben allerhand beeindruckenden Effekten auch ein grandioses Ensemble aus Künstlerinnen und Künstlern dabei. Das Panikorchester ist in Bestform und begeistert mit manch musikalischer Finesse, bei „Johnny Controletti“ gab es außerdem artistische Höhenflüge.

„FKK ist angesagt“

Zwischendurch immer die launigen Anmoderationen mit der unverwechselbaren Stimme, für die allein sich der Besuch im Stadion eigentlich schon gelohnt hat: „Schweinehart“ findet es Udo, mit drei Jahren Verspätung nun endlich in Dresden aufspielen zu dürfen, „die Frauen fallen in Ohnmacht, aber wir haben nicht genug Sanitätspersonal im Stadion, insofern würde ich vorschlagen: FKK ist angesagt“. Obwohl man des Rockers Ruf nur zu gern folgen möchte, bleiben die eh schon wenigen Klamotten an und man beschränkt sich aufs barfuß Tanzen, „die Herzen der stolzesten Frau“ hört man dennoch reihenweise brechen – trotz der übrigens etwas schwierigen Akustik im Stadion.

Hier und da wird geknutscht, mitunter flackert ein etwas ratlos dreinschauendes Teenagergesicht in der Menge auf. Ansonsten verläuft alles nach Plan, inklusive des Künstlers Eyeliner. Es scheint tatsächlich, als entfalte die Droge Udopium sukzessive und unaufhaltsam ihre Wirkung, der „Sonderzug nach Pankow“ rauscht gleich einer Vision durchs Stadion. Verschnaufpausen gibt es dennoch, das erst im letzten Jahr erschienene „Kompass“ zeigt sich auch für die ruhigen Töne als richtungsweisend.

Zeichen für Toleranz und Diversität

Die Frage „Wozu sind Kriege da?“ bleibt auch an diesem Abend unbeantwortet, wird aber grandios gestellt von den Kids on Stage, da bleibt auch kein Auge mehr trocken. Auch insgesamt ist es eine sehr friedvolle Veranstaltung, die immer wieder farbintensive Zeichen für Toleranz und Diversität setzt. „Hinterm Horizont geht’s weiter“ lässt erneut die Handytaschenlampen aufflackern, ein Sieg für die Technik – schade, früher war mehr Feuerzeug. Dafür hat man sich allerdings auch die Pfoten versengt. Nicht alles ist schlecht am Fortschritt und offenbar auch nicht am Dresdner Publikum, denn das würde Udo „am liebsten einpacken und mit auf Tournee nehmen – Ihr seid geil, Leute!“.

 
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