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Lindenberg: „Sachsen ist nicht nur AfD und Pegida“
15.06.2022 Auf seiner „Udopium“-Tour macht Udo Lindenberg am Samstag, 18. Juni, im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion Halt. Vorab hat sich der Musiker unseren Fragen gestellt. Ein Gespräch über das Künstlerdasein in Zeiten von Corona – uns seine ganz persönliche Beziehung zu Sachsen.
Dresden. Er ist wieder da. Er macht wieder sein Ding. 76 – und kein bisschen leise: Panikrocker Udo Lindenberg. Am 18. Juni wird er im Rahmen seiner „Udopium“-Tournee ab 20 Uhr im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion vor bekennenden „Lindinisten“ und sonstigen Fans eine perfekte wie aufwendige Bühnenshow liefern, die an beste Vor-Corona-Zeiten erinnert, mit alten und neuen Songs – und natürlich mit der Familie des Panikorchesters. Mit dabei sind auch Überraschungsgäste, die mit dem Musiker On Stage das Wiedersehen zelebrieren. Christian Ruf hatte für die DNN Gelegenheit, Udo Lindenberg vorab Fragen zu stellen.
Frage: Wie schwer waren die letzten beiden Jahre für Sie? Sie mussten ja wie viele andere Künstler Konzerte absagen.
Udo Lindenberg: Ich schlich durch endlose Gänge im Hotel Atlantic, Shining Hotel, wie Jack Nicholson. Manchmal habe ich auch die gespenstischen Zwillinge gesehen …1000 endlose Nächte, ich war der einzige Gast. Ich traf gute Geister, böse Geister, die mich inspirierten. Ich bekam auch viele SMS, Anrufe, Nachrichten, Brieftauben und Rauchzeichen von unseren Fans. Dem Clan der Lindianer. Da wusste ich, dass ich nicht alleine bin. Das hat mich da durch getragen. Wir dachten immer, die Pandemie geht schnell vorbei, dass es aber so viele Jahre wurden, hätten wir ncht gedacht … Am Ende hatte ich Entzugserscheinung, und die ersten Konzerte haben gezeigt, wie sehr uns das gefehlt hat. Der Dealer ist wieder da … Udopium
Wie halten Sie sich fit?
Wenn man so viele Jahre dabei ist, 50 Jahre auf der Bühne, ist das wie Hochleistungssport. Da hat der Körper eine gewisse Automatik. Ausserdem jogge ich jeden Abend … durch die Nacht, gut getarnt, wo immer ich auch bin. Vor so einer Tour intensiviere ich das Training. Mit meiner Power-Trainerin Kickbox-Europameisterin Natalie Zimmermann, die greift jetzt auch im richtigen Frauen-Boxen an, wir trainieren zusammen und geben uns gegenseitig Tipps.
Wie fällt Ihr Blick auf Sachsen im Allgemeinen und Dresden im Besonderen aus – beide sind ja nicht immer positiv in den Schlagzeilen…
Ich habe viele Freundinnen und Freunde in Sachsen, bin oft da, in Leipzig ganz oft. In Dresden waren wir schon nach der Wende sehr oft mit Familie und Freunden. Wir haben unsere „Rock gegen rechte Gewalt Tour“ 2001 hier gestartet – vielleicht aus gutem Grund … Aber, wir haben auch immer die Gegend erkundet, die Sächsische Schweiz, Moritzburg. In Torgau, Meißen, Hoyerswerda haben wir zivilgesellschaftliche Initiativen besucht. Sachsen ist ja nicht nur AfD und Pegida, dagegen sind viele auf die Straße gegangen, haben Widerstand geleistet. Kollege Roland Kaiser engagiert sich ja auch dagegen. In Sachsen gibt es viel zivilgesellschaftliches Engagement, das wir mit unserer Stiftung ja auch unterstützen, indem wir in der Jury des Sächsischen Demokratiepreises sitzen. Sachsen ist bunt … und den kleinen Braunton kriegen wir auch noch wieder weg.
Ich nehme an, Sie können dem Satz „Rock’n’Roll Will Never Die“ zustimmen?
Unbedingt … ein richtiger Rock’n’Roller geht nicht in Rente. Ich bin ja noch ein junges Talent … vielleicht ein bisschen älter, nach irdischer Zeitzählung, aber immer voller Neugierde und Visionen. Ruhestand kommt für uns nicht in Frage, das Panikorchester rollt weiter. Alter steht für Radikalität und Meisterschaft. Der Greis ist heiß … und Rock’n’Roll ist ja nicht nur Musik, sondern Lebensstil und -haltung geworden…
Gibt es außer Rock auch andere Musik, der Sie viel abgewinnen können? Hören Sie auch Musik, die heute jungen Leuten gefällt? Was halten Sie von Hiphop und Rap?
Ich bin da sehr vielfältig, wenn mich was ankickt, ist es egal, welcher Stil. Es muss authentisch sein, Unterhaltung mit Haltung und nicht irgendein glattgebügeltes, auf Radioplays getrimmtes Liedchen. Und frauenverachtender Rap und Homophobie, damit kannste mich verscheuchen.