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Panische Stunden in der Leipzig-Arena: Udo Lindenberg feiert mit 10.000 Fans
12.06.2019 Mit musikalischer Unterstützung, politischen Statements und einer perfekten Show sorgte Udo Lindenberg am Dienstagabend bei den 10.000 Fans in der Arena-Leipzig für eine Achterbahn der Stimmungen.
Panische Stunden in der Leipzig-Arena. Panik-Rocker Udo Lindenberg schwebte Punkt 20 Uhr auf der riesigen Video-Leinwand in einem Jet mit höllischem Lärm ein – und brachte sofort 10.000 Fans in der ausverkauften Halle auf Temperatur. Mit „Woody Woody Wodka“, „Honky Tonky Show“, „Mein Ding“ startete der 73-Jährige mit Panikorchester, acht Tänzerinnen, Kinderchor und zwei ganz fabelhaften Sängerinnen, blond die eine, dunkel die andere, in 155 Minuten, die eine Attacke auf alle Sinne waren.
Licht, Bilder, Filme, Grafiken auf der Rückwand und die immer wieder in bunten Kostümen über die Bühne wirbelnde Panik-Familie sorgten für eine perfekte Show, während Udo Lindenberg mit kreisendem Mikro, Trippelschritten, öfter mal wechselnder Jacke und immer mal wieder wechselnder Songstimmung eine Tour durch sein Rockerleben antrat.
Über 30 Lieder (von 700, die Udo geschrieben hat), die mal Beichte („Lady Whisky“), mal Seelendrücker („Sternenreise“), mal wilde Fete („Alles klar auf der Andrea Doria“, „Alles was sie anhat, ist ihr Radio“), mal Blick zurück („Ich träume oft davon, ein Segelboot zu klauen“), mal Bäder in Melancholie („Hinterm Horizont“) sorgten für eine Achterbahn der Stimmungen.
Musikalische Unterstützung von Kinderchor
Mit Kinderchor gab es die Udopien „Wozu sind Kriege da“ und „Wir ziehen in den Frieden“, mit dem anklagenden „Ratten“ verbeugte sich Udo vor der Friday for Future-Bewegung, mit „Bunte Republik Deutschland“ rappte er den Traum von einem deutschen Regenbogen-Land. Bei „Straßenfieber“ ließ er einen Boxring aufbauen, in dem Tänzerinnen Fights spielten, während Putin und Trump als große Figuren zu wehenden Fahnen zusahen.
Zu dem sanft-sarkastischen Anti-Zölibat-Song „Du heißt jetzt Jeremias“ hing eine Glocke über der Bühne, wurde eine Kirche auf die Rückwand gezaubert, während Udo gleich noch „Ich brech die Herzen der stolzesten Frau´n“ anhängte – und Mann mit Mann, Frau mit Frau vermählte. Überhaupt gelangen ihm immer wieder im Duett mit den zwei Sängerinnen seine Songs spielerisch aufzuladen.
In einem hitzigen Dauerlauf gab es nach knapp zwei Stunden, die mit dieser perfekten Show wie im Flug vergangen waren, dann im Stakkato „Johnny Controlletti“, „Sonderzug nach Pankow“, „Alles klar auf der Andrea Doria“ und „Candy Jane“ – ein vor Einfällen und Maskierungen nur so sprühendes Party-Medley. „Goodbye Sailor“ mit Leuchtturm, Möwen und Akkordeon gab es zum Abschied.
Dann fegte ein gewaltiges Gewitter mit Blitzen und Tornado über das Meer, bevor zur „Odyssee“ ein Regenbogen übers wieder ruhige Meer strahlte. Draußen vor der Halle ging unterdessen heftiger Regen zu Blitz und Donner nieder. Als ob Udo Lindenberg das inszeniert hätte. Er ist ja, muss man nach diesem Abend wieder sagen, irgendwie einzigartig im deutschen Rock.
Text: Norbert Wehrstedt
Fotos: Tine Acke