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Party im Rathaus
09.09.2022 Udo Lindenberg ist Hamburger Ehrenbürger, erst der zweite Musiker nach Johannes Brahms. Der Festakt verwandelte das ehrwürdige Rathaus für eine Nacht in eine Traumfabrik – die Party brachte dann Jan Delay.
An diesem Abend geht es viel um Träume. Um die großen und um die kleinen. Die kleinen beginnen bei der Frau mit dem Tablett, die ehrfürchtig flüsternd fragt, was man denn machen müsse, um eine Einladung zu so einem »Event« zu erhalten.
Man müsse zum Beispiel für Udo arbeiten, sagt die Frau mit den pinken Haaren, die das Panikcity-Museum auf der Reeperbahn betreibt. Und die Frau mit den lila Haaren nickt. Es ist Schwessi, die Musikerin, die bei Udo Lindenberg schon seit Jahren zuverlässig die Social-Media-Kanäle betreut.
An der Tür zu dem prunkvollen Hamburger Rathaussaal steht Dragqueen Olivia Jones im beeindruckenden Glitzerfummel, und obwohl sie nur Glitzerturnschuhe trägt, wird sie an diesem Abend die meisten Anzugträger auch körperlich überragen. Weiter reingestolpert kommen: Jan Delay, Otto, das Panikorchester, Corny Littmann, Johannes Oerding, Tine Acke, Rita Flügge-Timm, Andrea Temme – alle schon lange Wegbegleiterinnen Udos, der sich an diesem Abend in den 37. Ehrenbürger der Stadt verwandeln wird. Vor allem aber verwandelt er das Rathaus in einen bunteren Ort.
Kurz zuvor hatte die Bürgerschaft mit großer Mehrheit für die Ehrenbürgerschaft Lindenbergs gestimmt – mit Ausnahme der AfD. Was »eigentlich ja eher ein Kompliment« sei, wie es Corny Littmann in seiner Rede an Udo Lindenberg formuliert.
Bürgermeister Peter Tschentscher hatte Udo als Ehrenbürger vorgeschlagen und wegen Corona hatte die Umsetzung etwas auf sich warten lassen. So gut dieser Festakt an diesem Abend auch ist, es bleibt vor allem ein symbolischer Festakt. Denn Udo Lindenberg und Hamburg, das gehört eh schon sehr lange zusammen – wie der Matjes aufs Brötchen. Seit Jahren pilgern Touristen nur wegen des Musikers ins Hotel Atlantic, weil Udo dort eine Suite mit Blick auf die Alster bewohnt. Und so wundert man sich eigentlich eher, dass Udo auf dem Papier bislang noch nicht die höchste Auszeichnung der Hansestadt erhalten hatte. Denn wer, wenn nicht Udo, sollte denn diese Urkunde verdienen?
Große Träume, leichtes Gepäck
31 Männer und fünf Frauen, lernt man sodann an diesem Abend, wurden bereits in Hamburg ehreneingebürgert. Zuletzt Kirsten Boie. Immerhin eine der fünf Frauen, und während man mit Blick auf die Rathaus-Wandmalereien darüber nachdenkt, ob es nicht dringend eine Ehrenbürgerinnenquote bräuchte, geht dann auch schon der sogenannte Festakt richtig los.
Es wird geredet, gelacht und sehr lange geklatscht, als Udo endlich den Festsaal betritt. In seiner Rede redet er dann über seinen großen Traum, den er im leichten Gepäck hatte, als er aus Gronau in die Welt wollte und als Trommler nach Hamburg trampte und dort dann am 13. Dezember 1968 ankam.