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Udo Lindenberg feiert sich und seine Songs in der Mannheimer SAP-Arena

Stattdessen übernimmt der Panik-Präsident gesellschaftliche Verantwortung, geißelt den Missbrauch in der katholischen Kirche („Herzen der stolzesten Frauen“), verheiratet kurzerhand zwei homosexuelle Priester und kämpft kraft seiner unerschütterlich guten Laune für die „Bunte Republik Deutschland“ („BRD“). So wie er sich in Mannheim zeigt, ist dieser Udo Lindenberg ein Künstler vom alten Schlag, der nicht nur willens, sondern auch dazu in der Lage ist, Stellung zu beziehen und dafür einzutreten. Als er vor seinem Hit „Schwere Zeiten“ klarstellt, dass auch die größten Niederschläge seinem Publikum nicht den Glauben an die Utopie einer besseren Zukunft nehmen sollten, übersieht Lindenberg gar, dass er mit seinen Konzerten eine Tradition geschaffen hat, die selbst zur „Udopie“ geworden ist. Eine Weltsicht, die in Mannheim gefeiert wird, weil sie so universell echt, vielseitig und dabei nie resignativ daherkommt. Denn egal, ob die Panik-Rocker nun die Partystimmung einläuten („Rock’n’Roller“), zur „Sternenreise“ einen poetischen Lichterhimmel in die Arena zaubern oder den Weitblick hinter den „Horizont“ wagen: Dieser Abend ist so divers wie das Leben selbst. Und dabei an mehreren Punkten auch noch hoch reflektiert.

Als der Protagonist selbstkritisch über all die Drogen spricht, die auch ihn im Zeichen des „großen Wahnsinns“ so manche klare Stunde kosteten, kommt die Ballade „Das Leben“ mit dieser Videoeinblendung wie ein Donnerschlag daher. Von einem Mädchen danach gefragt, ob wir nicht eines Tages alle sterben, erwidert Udo kurzerhand: „Ja, aber an all den anderen Tagen nicht.“

Zugehörigkeit schaffen

Es sind Sätze wie dieser, die in Mannheim den Unterschied zwischen einem guten und einem ganz besonderen Konzertabend machen, der den inneren „Kompass“ neu ausrichtet, zwischen der gitarristischen Meisterschaft einer Carola Kretschmer und dem warmen Soul einer Nathalie Dorra musikalische Allianzen schmiedet - und einfach Zugehörigkeit schafft. Wie immer bei seinen Shows kohärent und ohne jede Pause gespielt, lässt Udo Lindenberg so ein melodisches Netz entstehen, an dem man sich festhalten kann.