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Udo Lindenberg: „Hannover ist nordische Coolness und eine ganze Ladung beste Laune“

22.06.2022

„Ich schlich 1000 Nächte durch endlos lange Gänge im Atlantic Hotel“, erzählt Udo Lindenberg über die Zeit der Pandemie. Nun geht er wieder auf Tour und kommt auch in Hannovers ZAG-Arena – der Panikrocker im Interview über die Bedeutung von Konzerten, Kummer im Krieg und seine positive Grundhaltung.

Hannover. Udo Lindenberg (76) war auf Entzug – auf Konzertentzug. Jetzt ist er, unter dem Motto „Udopium“, wieder unterwegs. Vor seinen beiden Konzerten in Hannovers ZAG-Arena erzählt er im Interview, wie sehr ihm das Touren gefehlt hat.

„Udopium – Live 2022“ heißt Ihre Tournee. War Udopium fürs Volk je wichtiger als heute?

Wie haben wir das vermisst, unsere Panikfamilie, den Clan der Lindianer … nach so vielen Tagen der Entbehrung, endlich wieder vereint. Da ist so eine enge Beziehung zwischen den Fans und uns Panikern, eine große Liebe – das gibt ihnen und mir immer wieder neue Power. Wenn die Zeiten so sind wie jetzt gerade, tragen wir uns da gegenseitig durch. Wir sind echt froh, wieder auf der Bühne zu sein.

Ukraine-Krieg ist ein „Schocker“

Es gibt wieder einen heißen Krieg in Europa. Wir beide kennen den kalten. Welche Gefühle beschleichen Sie angesichts dieser Situation?

Ist echt ein Schocker. Das hätte wohl kaum einer für möglich gehalten, dass in Europa noch mal ein so irrer durchgeknallter Diktator ein Land überfällt, das ist grausam und erschreckend. Hoffentlich findet das Grauen bald ein Ende. Wir hier in Deutschland haben ja die letzten 70 Jahre in Frieden gelebt, ein hohes Privileg. In so vielen Ländern toben vergessene Kriege: Syrien, Mali, im Jemen ... Außerhalb Europas ist das brutale Realität, seit Jahrzehnten. Wenn die Menschheit nicht die Kriege beendet, beenden die Kriege die Menschheit.

Vor 41 Jahren sangen Sie und Pascal Kravetz, damals ein Kind, erstmals „Wozu sind Kriege da?“. Es gibt immer noch keine Antwort darauf, oder?

Dass wir den Song nach 40 Jahren immer noch singen müssen?… Pascal war damals zehn. Heute ist er lange erwachsen – und wir singen ihn immer noch zusammen. Ja, bei allem Realismus dürfen wir unsere Utopien von einer besseren Welt für alle Kinder der Welt niemals aufgeben. Dafür stehen wir, gemeinsam mit der jungen Generation von heute. Give Peace a Chance.

Was machen Sie, wenn Ihnen die Welt zum Heulen erscheint?

Ich überlege, was ich dagegen machen kann und frage mich immer wieder: Kann ich mit Liedern etwas bewirken? Vielleicht ein bisschen: ein bisschen dazu beitragen, dass mehr Menschen sich engagieren, in Initiativen für Menschenrechte und Demokratie, bei humanitärer Hilfe für die Ukraine bis zur Seenot- Flüchtlingshilfe im Mittelmeer. Es gibt so viel zu tun. Natürlich bin ich oft nachdenklich, aber?… Ich habe so eine Art Power und Automatik, immer das Beste daraus zu machen. Ich bin von meiner eigenen Gesetzgebung her ein neugieriger, nach vorne schauender Typ. Und Optimismus ist bei mir auch immer so eine Grundhaltung – da zieht mich so schnell nichts richtig runter. Natürlich bin ich mal wütend, auch mal kurz verzweifelt über Kriegshetzer, Homophobe, rechte Spinner, die heute in smarten Anzügen im Parlament sitzen. Dann denke ich aber schnell wieder dran: Wir sind viel mehr in der Bunten Republik Deutschland – und gemeinsame Action mit der Panikfamilie bringt mich wieder hoch.

 
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