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Udo Lindenberg: „Hannover ist nordische Coolness und eine ganze Ladung beste Laune“

„Kultur ist systemrelevant“

Wie wichtig ist jetzt Gemeinschaft – nicht zuletzt auf Konzerten?

Gut, dass es wieder losgeht. Wir haben gemerkt auf den ersten Konzerten, wie groß diese Sehnsucht war: endlich wieder gemeinsam feiern, auf Konzerte gehen. Das war auch für uns ein ultraharter Entzug, drei Jahre ohne Publikum. Die ganze Branche lag brach. Dass das jetzt wieder losgeht, haben alle gebraucht. Crew und Panikzirkus sind ja über die Jahre echt eine große Gemeinschaft geworden. Und so manche Existenz war bedroht, jetzt – mit den Festivals und Tourneen – hat eine nicht gerade kleine Branche endlich wieder Arbeit. Das Publikum feiert wieder sich und seine Stars, wir unseren Clan der Lindianer.

Kultur wurde in den vergangenen zwei Jahren immer wieder als verzichtbar erklärt. Ihre „Systemrelevanz“ wurde in Frage gestellt – und vehement verteidigt. Was ist Ihre Haltung dazu?

Kultur ist systemrelevant. Sie regt an, mischt sich ein, mahnt Veränderungen an. Im Prinzip ist sie ein Spiegel der Gesellschaft. Kultur ist geistiges Überlebensmittel, gibt Denkanstöße, rüttelt wach, zaubert auch kreative gesunde Unruhe ins Land. Wer im Land die knallbunte Kultur verschläft, wacht in der Diktatur auf.

Wie haben Sie überhaupt die vergangenen zwei Jahre überstanden – und wie sehr fehlte der Kontakt zum Publikum?

Ich schlich 1000 Nächte durch endlos lange Gänge im Atlantic Hotel, kam mir vor wie in „Shining“, diesem spooky Film mit Jack Nicholson. 1000 einsame Nächte, in denen ich viel gemalt, getextet und Sport getrieben habe. Aber die Bühne hat mir extrem gefehlt. Die Briefe von den Fans, die herzlich lieben SMSe und Rauchzeichen unserer Panik-Experten haben mich allerdings auch ganz wesentlich durch diese schweren Zeiten durchgetragen.

Ein Loblied auf Hannover

Endlich wieder Udo Lindenberg in Hannover – was verbinden Sie mit dieser Stadt?

Geniale Konzerte, herzliches und temperamentvolles Publikum, zur Expo 2000 „Aus Fremden werden Freunde“. Hannover ist nordische Coolness und eine ganze Ladung beste Laune – eine ganz besondere Mischung.

Worauf kann man sich bei den Konzerten freuen?

Neben der panischen Nachtigall und meinen Mega-Musikal-Artisten genialer Rock-’n’-Roll-Chor und Pustefix-Bläser, gigantische LED-Walls, tolle Visuals, big Partytime, wahnwitzige Akrobatinnen, Tänzer und das beste Panikorchester, das es je gab. Dazu unsere Songs: „Wozu sind Kriege da“ und „ Wir ziehen in den Frieden“ mit dem Kiddies-Chor, ja, Unterhaltung mit Haltung … Der ganze Panikzirkus ist auf der Bühne mit den besten Panikperlen und Songs, die wir auf dieser Tour zum ersten Mal live spielen. Wir sind 170 Leute zusammen auf Tournee – yeah! Think Big – geilstes Showteil ever. Das ist sooo Hammer, ich gehe da jeden Abend auch selber hin (lacht).

Interview: Stefan Gohlisch
Fotos: Tine Acke

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 22.06.2022

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