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Udo Lindenberg in Berlin: "Endlich wieder Waldbühne"
02.07.2022 Nach mehreren Jahren Pause ist Udo Lindenberg mit dem Tour-Spektakel „Udopium Live 2022“ zurück auf der Bühne. So war das Konzert.
Berlin. Was für ein Auftritt: Superstar Udo Lindenberg und sein Panikorchester fliegen mit dem Jumbojet "Panik 1" ein. Zumindest auf den drei Leinwänden. Sekunden später stehen die Musiker auf der Bühne. Ihr Frontmann lässt noch einen Augenblick verstreichen und genießt dann seinen ganz großen Moment mit Riesenapplaus von den Rängen.
Darauf mussten alle verdammt lang warten. Und dann rockt die gesamte Waldbühne zu den Klängen von "Honky Tonky Show" auch schon los. Zusammen mit rund einem Dutzend Kindern als Udo-Doubles im typischen Lindenberg-Look. Also komplett von Kopf bis Fuß in Schwarz. Hut, Röhrenhose und natürlich eine Sonnenbrille. Hier selbst bei bewölktem Himmel ein Muss. Bei Udo gilt: It's never to dark to be cool.
Udo Lindenberg lässt sich von den Zuschauern feiern
"Endlich wieder Waldbühne", frohlockt der Sänger. Und spricht damit der bis auf den letzten Platz ausverkauften Freiluft-Arena aus dem Herzen. Auch morgen gelingt dem Panikrocker das Kunststück. 22.000 Zuschauer pro Abend. Im Mai ist der Musiker 76 Jahre alt geworden. Doch Stillstehen und einfach ins Mikro singen ist auch als Silverager nicht sein Ding. Er läuft lieber die Rampe rauf und runter, lässt sich von den Zuschauern feiern. Immer noch so geschmeidig, wie wir ihn seit den Siebzigern kennen.
Manch einer kann es den ganzen Abend lang nicht fassen, dass Lindenberg nach drei Jahren zurück ist. Er beendet damit den Entzug seiner Fans mit seinem Tour-Spektakel „Udopium Live 2022“. Benannt nach dem gleichnamigem Album von 2021 mit seinen größten, besten Songs aus fünf Jahrzehnten sowie vier neuen Liedern. Nach über 1000 Tagen und Nächten ohne den Hamburger Kult-Star on Stage, feierte seine neue, gewohnt opulente Bühnenshow bereits am 24. Mai in Schwerin Premiere.
Udo Lindenberg in der Waldbühne: Es gibt reihenweise Hits auf die Ohren
In der Waldbühne ist "Berlin" der Schlachtruf des Konzerts. Dazu gibt es Reihenweise Hits auf die Ohren. "Cello" etwa mit einer sexy Choreographie der Tänzerinnen, während das Panikorchester für den wuchtig rockenden Sound sorgt, nach dem sich alle gesehnt haben. Die Kostüme des neunköpfigen Tanz-Ensemble, aber auch die Kids wechseln je nach Song. Richtig heiß wird es ausgerechnet beim Schellack-Evergreen "Ich brech die Herzen der stolzesten Frauen". Die Kinder sind unschuldige Engel. Die Tänzerinnen hingegen strippen mal kurz das Nonnenoutfit weg und stehen in Korsagen da.
Für Lindenberg, der noch nie ein Blatt vor den Mund genommen hat, Anlass für eine Generalabrechnung. Er wettert gegen den erzkonservativen, unzeitgemäßen "Sexclub" namens katholische Kirche. Fordert Konsequenzen beim Missbrauchsskandal. Und bekommt dafür tosenden Beifall.
Immer wieder räsonniert der Rockmusiker. Gegen Nazis. Gegen Menschenrechtsverletzungen. Gegen den Krieg. Für den Frieden. Dazu gibt es die Ballade "Wozu sind Kriege da". Und alle singen mit.
Aber selbstredend kommt auch der Spaßfaktor nicht zu kurz mit vielen druckvollen Klassikern wie "Sonderzug nach Pankow" und "Alles klar auf der Andrea Doria". Rund 30 Songs performt Udo Lindenberg. Er weiß, was sein Publikum nach der langen Abstinenz will: Rock'n'Roll, was sonst?!
Text: Berliner Morgenpost
Fotos: Tine Acke