Satellit city fighter

Freddy sitzt jeden Tag am Hafen
und die Schiffe fahren vorbei
nach Rio de Janeiro und nach Hawaii
Diese Abflugsatmosphäre
Wie gern er doch Seemann wäre
doch der Meister von der Reederei
sagt: "Für dich ist an Bord keine Koje mehr frei"

Und so fährt er abends wieder zurück nach Beton City
Block 912, Wohnklo Nummer 4
Und seine Illusionen verwandeln sich in Aggressionen
und um cool zu bleiben, besäuft er sich
mit dem Supermarktsonderangebotsbier
Seine Eltern haben ihn hängen lassen
die Schule war 'ne Pleite
dieses langweilige Schnarch- und Gähneprogramm
kam bei ihm überhaupt nicht an
Der Pauker sagt: "Es wird immer fataler
dein Weg wird immer schmaler"
Und dann hat ihm Freddy die Fresse poliert
seine Nerven waren einfach schon zu strapaziert

Und dann haben sie ihn gefeuert, schlechte Aussicht
kriegst keinen Job auf'm Dampfer
und auch anderswo nicht
'n paar Kumpels von ihm
haben zwar die Schule zu Ende gemacht
das hat ihnen aber auch keinen Job gebracht

Und nun lungert er rum mit denen
im Neue-Heimat-Ghetto
und er nennt sich "Satellit City Fighter"
und er geht, um sich die Kohlen
aus den Automaten rauszuholen
das ist immer noch besser als Fließband-Hilfsarbeiter
Er prügelt sich gern und ist meistens voll
doch er merkt, auf die Dauer ist das auch nicht so toll
der große Bruch ist sowieso zu riskant
Zehn Jahre Knast wär'n nicht so charmant

Doch er ist kein Fuzzi, er ist kein Verlierer
und Durchhängen hat nun absolut keinen Sinn
Und so packt er alle Energien, die er hat
in den Kopf und verlässt diese Abtörnstadt
es wird zwar hart, doch er weiß: Er kriegt's hin

Text
Udo Lindenberg, Horst Königstein
Veröffentlicht
1976
Aus dem Album