Eines ist er auf alle Fälle: ein guter Gastgeber, der bis nach Berlin und Hamburg anziehend wirkt mit seinem für die öffentliche Hand völlig kostenlosen Leuchtturmprojekt für die Kunst. 700 geladene Gäste und 50 Medienvertreter feiern gemeinsam mit einem vor Elan heftig sprühenden Lindenberg, der alles andere als abgehoben wirkt, eher extrem gechillt. Wenn man ihn etwas fragt, antwortet er jedem einzelnen sehr lang und ausführlich.
Als politischer Aktivist tritt der Mann mit dem Hut in dieser Nacht auf, prangert die Klimakatastrophe an, ist wütend über die „braune Scheiße“, die wieder erstarkt sei, fordert Abrüstung. „Peace“ ist das zentrale Thema seiner Ausstellung. Die Wände, an denen die Bilder hängen, sind im Form eines Peace-Zeichens angeordnet. „Die Welt ist entgleist“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion, wenn das Thema auf den Krieg in der Ukraine kommt, „Schwachmaten sind am Werk.“ So könne es nicht weitergehen.
Nun sei „Bewegung drin“, sagt er, nach drei Jahren Krieg, nach drei Jahren sinnlosem Sterben. Nichts dagegen hat Udo Lindenberg, „wenn der weggetretene Trump eine Strategie findet, um dem weggetretenen Putin näher zu kommen“. Man müsse alles tun, um endlich Frieden zu schaffen – dazu gehöre auch, dass die Nato „Raketen nicht direkt an der russischen Grenze stationiert, genau wie es die Amerikaner nicht gut fanden, als die Russen in den 60ern ihre Raketen in Kuba in Stellung brachten“. Sein Appell lautet: „Wir dürfen unsere Vision von einer fairen Welt ohne Krieg nie aufgeben!“
Ein dickes Lob zollt Lindenberg dem ebenfalls anwesenden Tübinger OB: „Andere denken nach, Boris Palmer denkt vor.“ Dem „Club der Hundertjährigen“ gehöre er an, sagt der 78-jährige Rocker und Maler, habe deshalb noch viel vor. Eine Tour ist geplant, die ihn wieder nach Stuttgart führen wird, verrät er, aber noch nicht viel mehr. Außerdem kann er sich vorstellen, nach „Hinterm Horizont“ ein zweites Musical zu schreiben, sowie ein Duett mit Pop-Superstar Taylor Swift zu singen.
Unter den Gästen des Openings sind Thomas Gottschalk und seine Frau Karina Mroß. „Wir sind öfter in Tübingen“, verrät die Moderatoren-Legende, „die Tochter von Karina lebt hier – wir haben in Tübingen schon zweimal Weihnachten gefeiert.“ Hippie-Ikone Rainer Langhans, der ganz in Weiß erstrahlt und ein führender Kopf der 68er war, hat zwei seiner aktuell drei Frauen mitgebracht. Eine sei krank in Berlin geblieben. Als er gefragt wird, wie man ein Leben mit drei Frauen führen könne, erwidert er: „Ist jetzt einfach – früher hatte ich fünf Frauen.“
Außerdem über den roten Teppich zur Panik-Party vorgedrungen: Die Ärztin und Bestsellerautorin Lisa Federle, der frühere Formel-1-Manager Willi Weber, der CDU-Landesvorsitzende Manuel Hagel, der frühere Fernsehmoderator Fritz Egner, Schauspieler Philipp Danne, Cartoonist Peter Gaymann, SWR-3-Moderator Ben Streubel, etliche aus Stuttgart angereiste Party-People der Kunstszene.
Dabei ist auch Philipp „Howie“ Feldtkeller, der Gitarrist der Dieter Thomas Kuhn Band, der aufgrund seiner Krebserkrankung momentan nicht auftreten kann. Er sieht gut aus, schwärmt von der neuen Tübinger Kunst-Attraktion dank eines privaten Mäzens, sagt aber auch, dass seine Therapie noch nicht abgeschlossen sei. Die Zwangspause für die Band werde leider wohl noch bis Ende des Jahres gehen.
Bernard Feil, der aus der IT-Branche kommt und heute mit Stephen Hamann den Kunstverlag Art 28 führt, erwartet bis zu 100.000 Besucherinnen und Besucher im neuen Privatmuseum innerhalb des ersten Jahres. Allein am ersten regulären Öffnungstag der Udo Lindenberg-Ausstellung am Samstag, 8. März, werden nach Angaben der Betreiber etwa 1000 Menschen erwartet.
Text: Uwe Bogen
Fotos: Tine Acke