Nochmal zurück zu deiner Malerei. Du hast diesen leichten Strich, diesen cartoonhaften Stil – aber oft knallharte Themen. Rechte Gewalt, Nazi-Terror, Krieg der Religionen, brennender Planet …
Ja, alles was mich nachts wachhält, muss irgendwie thematisiert werden. Die Malerei und die Musik sind da ein gutes Ventil. Wenn ich das, was mir Angst macht, was mich wütend macht, künstlerisch verwandeln kann, wird es vielleicht weniger bedrohlich. Jedenfalls wird es dann mehr ne konstruktive Sache, und mein alter Kumpel Hoffnung kommt zurück …
Eigentlich bist du erklärter Pazifist. 1981 hast du „Wozu sind Kriege da?“ gesungen. Ist das Prinzip heute noch haltbar, mit Blick auf Putins brutalen Angriffskrieg?
Ja, die Weltlage ist komplizierter geworden. Die Frage tut meiner Pazifistenseele echt weh. Und wer kann darauf eine Antwort finden? Jedenfalls dürfen wir nicht zulassen, dass die Welt dauerhaft von diesen Schizomaten regiert wird. Wir dürfen nicht resignieren. Nee, wir brauchen eigentlich wieder ne große Friedensbewegung wie damals in der Hippiezeit, weltweit, laut, unüberhörbar. Es wird auch Zeiten geben nach Putin und Trump.
Du bist, das wissen wir, zum Glück unsterblich. Der irdische Udo, es ist unfassbar, wird nächstes Jahr aber angeblich 80. Was sind deine Zukunftspläne?
Jedenfalls nicht kürzer treten, sondern lieber längere Schuhe anzieh‘n. Volle Kante Action, klare Sache: Die Nachtigall muss immer weiter zwitschern. Ich hab den Club der Hundertjährigen gegründet, mit mir selbst als jüngstem Mitglied, und nen Deal gemacht mit dem Tod, weil ich hier ja noch nich weg kann. Is ja noch viel zu tun. Hat er eingesehen. Also alles easy, die Tanks bleiben geflutet, Woddy Wodka und Freunde, wir sind jederzeit bereit zum Abheben. Nächster Landeanflug Oberhausen.
Autor: Frank Grieger, WAZ
Fotos: Tine Acke